Montag, 28. Januar 2013

text /// Seit wir uns kennen, bis wir sterben.


Er schaut sie an. Die Küche brodelt und blubbert. Auf dem Herd stehen Töpfe, gefüllt mit Liebe und Glück. Der wonnige Dampf legt sich wie ein Film aus Geborgenheit auf seine Haut. Home Sweet Home.


Wenn er sie so betrachtet, fühlt er Zufriedenheit. Ihre lockigen, offenen Haare trägt sie mit einem Stirnband wie goldenes Lametta, die Unregelmäßigkeit ihrer Sommersprossen lässt ihm vor Liebe den Atem stocken. Er sitzt auf dem Küchenstuhl, und könnte ihr pausenlos zusehen. Ihre vom Kochen in der sommerlich warmen Küche rosaroten Wangen glänzen im Licht der durch die großen, offenen Flügelfenster eindringenden Sonne. Sie wischt sich die Stirn, ihre Schürze weht leicht im Rhythmus eines Windhauches, der die Küche erfrischt. 



Das Kleid darunter zeigt die großen, gelben Sonnenblumen. Sein Lieblingskleid, es sieht so schön aus, wenn sie es trägt. Wie sie es trägt. Mit welcher Eleganz und purer Glückseligkeit sie sich in dem kleinen Raum dreht und wendet. Wie geschmeidig das Kleid über ihre Hüfte streicht, wenn sie sich nach Töpfen, Messern, Gabeln, den kleinste Sieben und den größten Schneebesen, dem feinsten Zucker und den erlesensten Gewürzen streckt.



Die einfache Liebe, in jeder ihrer Handlungen, saugt er in sich auf. Die einfache Liebe zwischen ihr und ihm ist das, was in Nachmittags aus dem Haus gehen lässt. Mit ruhigem Gewissen. Mit dem Wissen, er kommt morgen früh in die Küche, und sie steht dort, und bereitet vor. Bäckt, kocht, spült, filetiert, schält, wäscht, brät, singt, tanzt und lacht ihm ins Gesicht, sollte er sich wieder nicht die Haare gekämmt haben. Mit einem Kuss auf die Wange nimmt sie ihn bei der Hand und zeigt ihm die angerichteten Töpfe und Pfannen. In keinem Augenblick ist sie schöner, wunderschöner als in diesem Moment. Voller Stolz und Vorfreude auf seine Reaktion.


Familie, denkt er sich. Familie. Mit diesem Mädchen möchte ich alt werden. Mit diesem Mädchen möchte ich Kinder kriegen. Dieses Mädchen führe ich vor den Altar. Dieses Mädchen trage ich zu Grabe. Mit diesem Mädchen, keiner anderen. Bis in alle Ewigkeit. Nur sie.


Es klopft an der Tür. Seine Mutter tritt in den Raum, läuft ein paar Schritte zur Küche. Er springt ihr auf den Arm, freut sich auf den Nachmittag mit Mama und Papa im Schwimmbad. Nachdem ihm ein Eis versprochen wurde wirft er einen kurzen Blick zurück – vertraut, selig, zufrieden.



Das ist er, denkt sie sich. Mit diesem Jungen möchte ich alt werden.

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