Freitag, 8. November 2013

text /// Der alte Trinker.


Und dann schlägt er mit der Hand auf den Tisch - „Dit hätt's früher nich jejeben“ – und nimmt einen ordentlichen Schluck Bier. Das Radeberger-Emblem auf der Tulpe vor ihm hat mehr Jahre hinter sich als ich und glänzt verwaschen-milchig im monotonen Flackern der Dartscheibe. Der Kneiper am anderen Ende des Tresens nickt wohlwollend und schenkt uns die nächste Runde Korn ein. Mir brennen die Augen. Die warme Luft ist dick wie Omas Oberarme und lässt sich wie eben jene per Handstreich von einer Richtung in die andere schieben. Korn wird hier lauwarm serviert. Wie früher. Und schmeckt immer noch beschissen.
„Ik in deim Alter hatte Frau und Abeit“, sinniert er über die alte Zeit und fügt hastig das unausweichliche Thema hinzu: „Und ik war beim Bund, inna Armee.“ Mit glasigen Augen und zittrigen Händen steckt er sich eine Zigarette zwischen die spröden Lippen.