Du bist den ganzen Weg gerannt. Und es
hat die ganze Zeit geregnet. Dicke, runde Tropfen fielen wie trunkene
Hummeln zu Boden und hinterließen seelengroße Krater links und
rechts deiner zitternden Schritte. Saurer Regen rann dir über die
Haut und brannte sich zwischen Augen und Herz tief in das Fleisch
deines Körpers, den du so tapfer immer weiter nach vorne triebst.
Und das Brennen deiner Lungen hielt dich wach, und das Pochen in
deinen Schläfen gab deinen Beinen einen Takt. Einen Takt der Jahrmillionen überdauern könne, dachtest du.
Ein Weg, gepflastert mit Scherben aus
Schweiß und Blut tat sich hinter dir auf und verschwand vor dir
in einer dünnen Linie am Horizont. Es war immer die Krümmung der
Welt und Gezeiten, die dir die Sicht auf dein Ziel vorenthielten und
dich zweifeln ließen, dich zum Umkehren und Aufgeben zwingen
wollten. Doch du bist den ganzen Weg gerannt. Mit nassen Haaren und
Wasser in den Augen, mit Krämpfen in den Waden und einem Geschwür
im Magen, groß wie ein Leben und traurig wie ein Bildnis von van
Gogh. Aller von dir abgeworfener Ballast ließ dich schwinden, im
fahlen Lichtspiel von dunkler Sonne und hellen Blitzen, ließ dich
dünner werden. Mit jedem Ausatmen löste sich ein Teil deiner Selbst
in Staub auf, sodass du das Atmen aufgabst und luftlos nach Hilfe
schriest. Doch keiner hörte zu. Denn niemand war da. Und es hat die
ganze Zeit geregnet. Und du bist den ganzen Weg gerannt.