Samstag, 19. März 2016

text /// Der Norden in mir.

Und wir treten nicht mehr in die Ketten, wir lassen uns rollen. In deinem Fahrradkorb klimpern die Weinflaschen. Du fährst neben mir und die Sonne verschwindet langsam hinter den Plattenbauten. Der Rauch deiner Zigarette zieht in dünnen Fäden in den warmen Frühlingshimmel und alles um dich herum glüht im Flimmern der letzten Augenblicke des Tages. Es ist zum ersten Mal richtig warm. Ich sehe dir von hinten über die Schulter und kann dein Lächeln nur erahnen. Es schmückt dein Gesicht in den lieblichsten Zügen. Du fühlst dich frei mit dem Wind im Gesicht, hast du mir mal erzählt. Und am wohlsten fühltest du dich am steilen Abhang am Nordkap. Zwischen Felsen und glasklarer Luft und dem feuchten Salz auf deiner Haut. Denn der Gedanke an ein Ende, das Ende deines Kontinents, ließ dich glühwürmchenhaft alles um deinen dünnen Körper erleuchten. 

Samstag, 5. März 2016

text /// Leseprobe: Kapitel Zwei aus "Wir sind am Ende."

Folks,

das ist Kapitel Zwei aus meinem Kurzroman "Wir sind am Ende." als Leseprobe. Das Buch hat weder einen Erscheinungstermin, noch einen Verlag, noch ist es fertig. In loser Reihenfolge werde ich aber in den kommenden Monaten das ein oder andere Kapitel veröffentlichen. Ich hoffe euch gefällt's und ihr habt Spaß beim Lesen. Eure Meinung interessiert mich mega! Hoch die Tassen!

________

Kapitel Zwei

Wir hatten uns vorher drei oder vier Mal gesehen. Meistens ziemlich betrunken auf Konzerten oder Geburtstagen von Freunden. In Wahrheit hatten wir nach dem ersten belanglosen Treffen festgestellt, dass wir uns auf zwei Dinge ohne Wenn und Aber verständigen konnten: Gin Tonic und Whisky Cola. Dieser Moment, wenn du einen alten Freund eines Freundes im Huxleys völlig betrunken an der Bar triffst, seinen Namen nur erahnen kannst und seine Freundin attraktiver als dein Date findest, schweißt zusammen. Vor allem, wenn seine Freundin mit dir für den Rest des Abends Gin Tonic und Whisky Cola trinkt, während er völlig fertig an der Bar lehnt und bei jeder Textzeile die obligatorischen Zehntelsekunden zu spät die Schlagworte schreit. Marie nahm es mit Fassung. Und mit Whisky. Als wir uns verabschiedeten dauerte ihre Umarmung einen Moment zu lange. Und sie war einen Tick zu fest. Und sie sagte die Worte „Bis bald“ etwas zu heiser und wehmütig. Was mir von diesem Abend außer einem Kater blieb? Die Erkenntnis, dass sonst immer ich betrunken an der Bar rumhänge. Für diesen Moment hatte ich alles richtig gemacht.