Lass uns die Gläser heben. Auf die vergangene Zeit. Auf die
Sekunden und Minuten und Stunden. Auf die gemeinsamen Tage und Wochen. Auf
unsere Jahre, die von jetzt an kleiner werden. Lass uns laut singen und schreien
und tanzen, die Stühle umwerfen und unser Geschirr gegen die kahlen Wände schmeißen. Lass uns die Möbel verbrennen und die Fenster zerschmettern. Lass uns
die Schränke zertrümmern und nie wieder aufbauen. Lass uns den Boden aufreißen
und über dem Abgrund balancieren. Lass uns ein Ende feiern.
Lass uns Schnaps saufen. Aus viel zu großen Humpen, aus viel
zu billigen Flaschen. Lass uns rauchen und im Nebel versinken, bis wir uns in
den Ecken unserer Zimmer nicht mehr wiederfinden. Lass die Musik an, bis uns
die Ohren summen und unsere Beine zucken und dann lass sie uns weiter aufdrehen.
Lass uns ohnmächtig aufwachen und der Vernunft noch einmal die Hose ausziehen. Lass
uns die Nacht mit Geschichten füllen und dem tiefsten Schwarz einen Schatten
abringen. Wir versilbern das goldene Schweigen mit Geschichten – reden über
uns gegen den verdammten Müll der Welt. Lass uns das Ende feiern.
Lass uns Erinnerungen leben, blutrot und tiefblau. Schöner
als die Nacht und gefährlicher als das Verdrängen. Lass uns mit Feuerwerk am
Rand der Badewanne einschlafen und erst im warmen Ozean wieder aufwachen. Auf
einem hölzernen Floß mit Kurs auf die Antillen. Wortlos dahintreibend. Im Wind
ohne Segel, mit Rudern ohne Kraft. Aber das Ziel vor Augen. Lass uns Gezeiten
sehen und verhöhnen und vergessen und am Ende doch versagen. Lass uns lachen,
weil uns sonst nichts übrig bleibt. Lass uns dieses Ende feiern.
Lass uns jede Träne weinen, die uns jetzt vollständiger
macht. Lass uns jeden Schmerz verdauen um aufrichtiger zu sein. Wir haben
Felsen gehoben und Berge zermalmt, wir haben aus Leiden Liebe gemacht. Wir
haben Großes geschaffen und Großes verloren. Soweit kommen nur die Guten. Lass
uns jede Detonation feiern wie ein neues Leben. Und lass uns weitermachen wie
Kinder. Ohne Furcht vor dem nächsten Sturz. Lass uns die Brille der Vernunft
absetzen. Lass uns mit geschlossenen Augen auf Bäume klettern. Mit sicherem
Griff zwischen nassen Ästen. Und lass uns nie weise werden. Lass uns daraus nur
das Nötigste lernen, denn am Ende kommt der Rest von selbst.
Lass uns das feiern.
Lass uns das feiern.
Lass uns noch einmal im Chaos untergehen. Jeder für sich. Lass
uns die Gläser heben. Ein letztes Mal auf uns.
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